„Von Maria leben und glauben lernen“

Auszug aus dem Vortrag von Pfarrer Franz-Xaver Leibiger am 08.09.2024
Maria: Vorbild – interessant – für Junge und Junggebliebene?
Manche Menschen finden keinen Zugang zu Maria; sie gilt ihnen als Relikt einer längst
vergangenen Frömmigkeit. Fromme Bilder und Statuen zeigen Maria als ein himmelblaues,
fast überirdisches Wesen, das geradezu in allem, was Menschsein ausmacht, anders ist als
unsereiner.
Das Marienbild des Zweiten Vatikanischen Konzils bietet uns eine biblisch-
heilsgeschichtlichen Orientierung. Dies kann für kritische und suchende Menschen von heute
besonders hilfreich sein.
In der Bibel begegnet uns eine Maria, die einen Lebensweg geht mit Höhen und Tiefen,
Enttäuschungen und Neuanfängen, in Klarheit und Unsicherheit, mit glücklichen und bitteren
Erlebnissen. Maria musste selbst fragend und tastend nach ihrem Lebensweg suchen, nach
ihrem Welt- und Menschenverständnis.
Deshalb kann Maria Vorbild sein, weil sie selbst Licht und Dunkel des Lebens erfahren
hat.
Auch Menschen, die sich für eine bessere Stellung der Frau in der Kirche (Stichwort: Maria
.2) und im Staat, in der Berufswelt und im Privatleben bemühen, können sich auf Maria
berufen. Viele entdecken in ihr ein spezifisch frauliches Schicksal. Neue Akzente ihrer
Persönlichkeit treten zutage: Maria ist eben nicht so harmlos „brav“, so einseitig „demütig“,
wie vielfach (niedlich verbrämend) angenommen wurde. Frauen und Mädchen suchen bei ihr
eine Anregung, ihr Frausein richtig zu leben: Das biblisch begründete Marienbild kann auch
Männern helfen, den Frauen verständnisvoller zu begegnen; an Maria ist abzulesen, was
Fraulichkeit in den christlichen Gemeinden zu bedeuten hat. Weitreichende sozialkritische
Einsichten ergeben sich, wenn Maria im Sinn des Magnifikat (Lk 1,46 -55) gesehen wird.
Andere wieder blicken weniger auf die Frau aus Nazaret als auf die hoheitliche Frau, die
Fürsprecherin und Himmelskönigin.
Es gibt Menschen, welche in Maria die weise Frau suchen, die Lebenserfahrungen hat
und vor dem Bedrohlichen schützt.
Maria wird als tröstende Mutter geliebt, bei der leidgeprüfte Menschen in der
Ausweglosigkeit ihrer Lebenssituation Zuflucht und Geborgenheit finden.